06.11.1918 nachmittags
Gökerstraße (Werfttor I) - Kaiserliche Werft
Arbeitsniederlegungen auf der Werft
Die Rolle der Wilhelmshavener Werftarbeiter in der Revolution
An den Demonstrationszügen durch die Kasernen und die Stadt am Morgen des 6. Novembers nehmen vorwiegend Matrosen teil. Am Nachmittag schließen sich auch Zivilpersonen und vor allem Arbeiter der Kaiserlichen Werft der Bewegung an und legen die Arbeit nieder. In fast allen Orten tragen die Arbeiter und Soldaten die revolutionäre Bewegung gemeinsam. Ihr Einfluss unterscheidet sich jedoch von Ort zu Ort. So spielt der Einfluss der Arbeiter in Kiel eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Bewegung von der Meuterei zur Revolution. Die Kieler Werftarbeiter sind stärker als die Wilhelmshavener gewerkschaftlich organisiert und auch die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), der linke sozialdemokratische Flügel, verfügt dort über eine breitere Basis in der Arbeiterschaft. Dies trägt zur Mobilisierung der Arbeiter bei und begünstigt dort die Bildung des ersten Arbeiterrates. Während Soldaten vielerorts die Revolution herbeiführen, treten sie später oftmals hinter der organisierten Arbeiterschaft zurück. Nicht so jedoch in Wilhelmshaven, wo der 21er-Rat stets von Soldaten dominiert wird.
Das Werfttor 1
1856 wird mit dem Bau der Hafenanlagen in Wilhelmshaven begonnen. Ab 1864 werden Werftanlagen für den Bau eigener Schiffe errichtet. Die Werft nimmt 1871 den Schiffbaubetrieb auf und wird im Rahmen der Aufrüstung der deutschen Marinen immer wieder erweitert. Das Werfttor 1 an der Gökerstraße entsteht 1876. Schiffbau findet auf der Werft nur bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges statt. Heute befindet sich auf dem Gelände das Marinearsenal. Das Werfttor 1 aber dient nahezu unverändert nach wie vor als Haupteingang.