06.11.1918
Ebertstraße-Torpedokaserne/Marineuntersuchungsgefängnis
Befreiung der inhaftierten Meuterer. Torpedobootsbesatzungen erklären sich solidarisch, marschieren aber zunächst nicht mit.
Am 6. November 1918 werden die Meuterer befreit
Nach den Befehlsverweigerungen auf den Großkampfschiffen werden die Meuterer verhaftet. In Kiel und Wilhelmshaven zählt ihre Freilassung zu den wichtigsten Forderungen. Die ersten Befreiungsaktionen finden bereits am Morgen und zeitgleich zu den Verhandlungen im Stationsgebäude statt. Viele inhaftierte Meuterer wurden jedoch bereits in den frühen Morgenstunden mit Zügen abtransportiert, weil mit einer Erstürmung der Gefängnisse gerechnet wurde.
Die Bedeutung der Befreiung inhaftierter Matrosen erklärt sich aus Ereignissen, die sich 1917 in der Hochseeflotte abgespielt haben. Damals waren nach Militärstreiks Todesstrafen verhängt worden. Zwei davon wurden am 5. September 1917 vollstreckt. Es handelt sich um die einzigen vollstreckten Todesurteile in der Marine während des gesamten Krieges. Umso stärker hallt die Erinnerung nach und erschüttert das ohnedies belastete Vertrauensverhältnis in die Führung: Nach der Befehlsverweigerung gegen den geplanten Flottenvorstoß besteht die Sorge, dass es erneut zu Todesstrafen gegen die inhaftierten Meuterer kommen könnte.
Das Marineuntersuchungsgefängnis
Das Marineuntersuchungsgefängnis entsteht 1902 als Anbau an die 1871 fertiggestellte Stadtkaserne in der damaligen Königsstraße. Das Hauptgebäude wird während des Zweiten Weltkrieges zerstört und abgebrochen, nicht jedoch das Gefängnisgebäude. Das Haus mit der Nr. 60 wird heute als Wohnhaus genutzt. Von den ausgedehnten Kasernenanlagen an der ehemaligen Königstraße sind neben dem ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnis heute noch die I. und die II. Torpedokaserne erhalten. Sie werden von Behörden und Privatbetrieben genutzt.