Die Geschichte der Banter Ruine
Am Nordufer des Banter Sees, kurz vor dem Grodendamm, fällt ein kleiner Hügel auf. Er ist etwa 3,5 Meter hoch. Es ist eine von gut 300 Wurten, die es im Stadtgebiet von Wilhelmshaven gibt. Bevor es an der Ostfriesischen Küste eine geschlossene Deichlinie gab, mussten die Bewohner bei Sturmfluten immer wieder mit Überflutungen rechnen. Um sich und ihr Hab und Gut davor zu schützen, bauten sie ihre Häuser auf kleinen Hügeln, die sie aufgeworfen hatten – daher der Name „Wurt“ oder „Warft“, wie man in Nordfriesland sagt.
Lange bevor es den Banter See gab, hat hier im Mittelalter eine Kirche gestanden. Sie befand sich vor der Deichlinie und war deshalb auf einer Wurt gebaut. Am 16. Januar 1511 zerstörten Sturm und Eisgang der verheerenden Antoniflut das Gotteshaus. Es wurde nicht wieder aufgebaut. Die Trümmer fanden an anderer Stelle Verwendung. So nutzte man die Granitquader für einen Erweiterungsbau der Neuender Kirche und die Hölzer für den Bau des Maadesiels.
Es hätte nicht viel gefehlt und diese Kirchwurt hätte das gleiche Schicksal ereilt wie vielen anderen Wurten: sie wäre verschwunden. 1863-1865 sollte hier Boden für den Deichbau entnommen werden.
Die Särge wurden geborgen. Sie waren mit Kreuzen, Bögen, Krummstäben und sonstigen Motiven reich verziert. Sie stammten aus der Zeit zwischen der Mitte des 11. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Angeregt durch diese Funde, führte der königliche Baumeister Kunisch 1867 eine Grabung durch. Es war die erste Grabung an einer Wurt, die in Deutschland durchgeführt wurde. Dabei kam der Grundriss einer gotischen Kirche zum Vorschein. Die Kirche war mit Ziegeln gebaut und 30 x 9 Meter groß und besaß eine Apsis, also einen halbrunden Anbau, wie man ihn bei Kirchen häufig findet. Aufsehen erregten Aschekrüge im Fundament. Man vermutete, dass dies ein heidnischer Begräbnishügel gewesen sein könnte, auf den die Kirche gebaut wurde.