Sinfoniekonzerte Wilhelmshaven 2017/18, Konzert Nr. 8
Künstler: Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg (statt Shanghai Philharmonic Orchestra), Lilya Zilberstein, Klavier / Juri Gilbo, Dirigent
Programm:
Edvard Grieg: Klavierkonzert a-Moll op. 16
Pjotr Iljitsch Tschaikowski: „Melodrama“ und „Tanz der Gaukler“ aus „Schneeflöckchen“ und Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64
Den Abschluss der laufenden Saison sollte bei den Sinfoniekonzerten Wilhelmshaven
eigentlich ein Besuch aus dem „Reich der Mitte“ krönen, doch das Shanghai Philharmonic
Orchestra kann aufgrund von Visa-Problemen seine angedachte Gastspielreise nicht
antreten. Stattdessen gestaltet nun das Finale am Donnerstag, 3. Mai, um 20 Uhr in der
Stadthalle Wilhelmshaven die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg. Bei der
Besetzung der Solistin ändert sich wiederum nichts! Die bereits für das Gastspiel des
chinesischen Orchesters angekündigte russische Star-Pianistin Lilya Zilberstein wird auch mit der Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg unter der Leitung ihres Chefdirigenten
Juri Gilbo wie angekündigt Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll interpretieren. Daneben
stehen Auszüge aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis Schauspielmusik „Schneeflöckchen“ sowie
dessen Sinfonie Nr. 5 e-Moll auf dem Programm.
Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg wurde 1990 von Absolventen des
renommierten und traditionsreichen St. Petersburger Staatskonservatoriums gegründet und
hat mittlerweile ihren Sitz in Frankfurt am Main. Mit rund 100 Konzerten pro Jahr und einem
außergewöhnlich breitgefächerten Repertoire, das vom Barock bis zur Moderne reicht, hat es
sich zu einem der gefragtesten Klangkörper Europas entwickelt. Aufgrund seiner
vielbeachteten Virtuosität und kultivierten Klangkultur gastiert das Orchester regelmäßig mit
Solisten von Weltrang in den wichtigsten europäischen Konzerthäusern und bei zahlreichen
renommierten internationalen Festivals. Künstlerischer Leiter des Orchesters ist seit nunmehr
20 Jahren Juri Gilbo. Der ebenfalls am St. Petersburger Staatskonservatorium und
anschließend an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main als
Bratschist ausgebildete Musiker, studierte Dirigieren und Orchesterleitung bei den Dirigenten
Luigi Sagrestano und Philip van Buren. Mit seiner künstlerischen Kontinuität am Pult des
Klangkörpers ist es ihm gelungen, mit dem Orchester neue Maßstäbe zu setzen und es zu
einem internationalen Spitzenorchester zu formen, das sich durch einen unverwechselbaren
Klang in der Verbindung der legendären russischen Streicherschule mit den
westeuropäischen Bläsertraditionen auszeichnet. Und so verwundert nicht, dass zu der Liste
der Solisten, mit denen das Orchester regelmäßig Gastspielreisen unternimmt, so klangvolle
Namen gehören wie Mischa Maisky, Sergei Nakariakov, Giora Feidman, Fazil Say, Edita
Gruberova, Martin Stadtfeldt und Vadim Repin, aber auch Ute Lemper, Nigel Kennedy oder
David Garrett.
Das Instrumentalkonzert des Abends ist Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll, mit dessen
Uraufführung am 3. April 1869 in Kopenhagen der norwegische Komponist seinen Durchbruch
feierte. Auch Franz Liszt, den Grieg 1870 während eines Studienaufenthalts in Rom traf, war
von dem Werk beeindruckt, das bis heute zu den beliebtesten Klavierkonzerten bei Interpreten
und Publikum gehört. Mit Lilya Zilberstein wird es in Wilhelmshaven eine Pianistin
interpretieren, die zu den führenden ihrer Generation gehört. Ihren internationalen Durchbruch
erlebte sie 1987 mit dem Gewinn des renommierten Busoni-Wettbewerbs in Bozen. Ein Jahr
darauf konnte die in Moskau geborene Pianistin bereits große Tourneen außerhalb der
damaligen Sowjetunion unternehmen – ein besonderes Privileg. Als Duo-Partnerin von Martha
Argerich und an der Seite von großen Orchestern wie den Berliner Philharmonikern oder dem
Chicago Symphony Orchestra konzertierte sie schließlich auf der ganzen Welt. 2015
übernahm sie als erste Frau den Lehrstuhl Klavier an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Wien. Doch als Einstieg erklingen zunächst aus der Schauspielmusik
„Schneeflöckchen“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski das „Melodrama“ und der „Tanz der
Gaukler“. Das vom Moskauer Bolschoi-Theater beim Komponisten in Auftrag gegebene Werk
erklingt heute eher selten, obwohl Tschaikowski selbst „Schneeflöckchen“ als sehr gelungen
befand und es „eines meiner liebsten Kinder“ nannte. Die im zweiten Programmteil
erklingende Sinfonie Nr. 5 e-Moll des russischen Komponisten entstand im Sommer 1888.
Das große Thema in der letzten Schaffensphase Tschaikowskis hieß Schicksal und dominiert
auch hier. Das Werk ist mit seinem Wechsel zwischen lyrischen, leichtfüßig tänzerischen und
schwermütigen Themen typisch für sein Schaffen. Seit mehr als einem Jahrhundert steht
diese Sinfonie in der Gunst des Publikums ganz oben. Der Komponist zweifelte jedoch
zunächst an seinem Werk, erst umjubelte Aufführungen unter seiner Leitung im Ausland
führten zu einem Umdenken in Bezug auf den Wert seiner Komposition.